Die Ladenbesitzer auf St. Helena sind nicht zu beneiden. Wer Mitte Juni Waren erhalten will, die mit dem Schiff ankommen, muss spätestens Anfang April bestellen. Etwas vergessen? Tja, das nächste Schiff kommt dann sechs Wochen später. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich dieser - vorerst nur für 12 Monate geplante - sechswöchige Lieferzyklus mit der neuen Schiffsroute von Walvis Bay mit der "Maria da Paz" einpendeln wird. Ein Fragezeichen wird auch hinter die bereits hohen Importkosten gesetzt. Traditionell beziehen die Geschäfte von St. Helena viele Waren aus Südafrika. Diese müssten also zuerst von Südafrika nach Walvis Bay verschifft und dort umgeladen werden. Billiger wird es dadurch wohl kaum. Und mit nur noch neun geplanten Lieferterminen im Jahr ist die Insel nicht mehr weit von der Anzahl Schiffsanläufen entfernt, als das erste königliche Postschiff noch eine zweimonatige Rotation England - St. Helena - Kapstadt - St. Helena - Englang fuhr.
Wer jetzt auf die Idee kommt, dass man nun vermehrt Güter als Luftfracht einfliegt, wird wohl auch nicht unbedingt glücklich. Neben dem Kostenfaktor ist es zum Teil fast ein Glücksspiel, ob die gebuchte Luftfracht auch tatsächlich geladen werden kann. Aufgrund der Länge der Flughafenpiste auf St. Helena ist das maximale Landegewicht des Flugzeuges limitiert. Bei vielen gebuchten Passagieren muss dann unter Umständen halt ein Teil der Luftfracht am Boden bleiben in Johannesburg...in der Hoffnung, dass es dann eine Woche später klappt
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Nur weil es eine kleine, abgelegene Insel ist, heisst es nicht, dass es eine abgeschiedene Idylle ist. Das kleine, im Zentrum von Jamestown gelegene Gefängnis ist längestens nicht mehr zeitgemäss und meistens "ausgebucht". Die Diskussionen um den Bau (respektive die Finanzierung) eines neuen, moderneren Gefängnisses, dauern seit vielen Jahren an. Die Polizei muss sich sehr oft mit Bagatellen herumschlagen. So wurde um die Weihnachtszeit eine Ruhebank an der Seafront beschädigt und eine Fussballtrophäe gestohlen. Für beide Straftatten verfasste die Medienstelle der Regierung jeweils eine Medienmitteilung mit einem Zeugenaufruf. Für in urbanen Regionen lebende Lesende ist dieser Aufwand für zwei - relativ - harmlose Delikte, fast schon amüsierend. Es gibt jedoch durchaus ernste Themen, mit denen sich die Polizei auf der Insel beschäftigen muss. Häusliche Gewalt/sexuelle Belästigung sind Themen, mit denen sich die Polizei und das Gericht regelmässig beschäftigen muss. So schön die Insel und wunderbar die Einwohner von St. Helena generell sind, auch eine abgelegene Lage verschont eine Gemeinschaft nicht vor Problemen.
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AuthorUrs Steiner Archives
Oktober 2023
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