Die rund 21 Jahre alte Boeing 757 landete pünktlich und ohne allzu grosse Turbulenzen auf dem Flughafen von St. Helena. An Bord rund 100 Passagiere. Alle, die nicht auf ein Schiff anmusterten (rund 1/4 der Passagiere war Royal Navy Personal, das auf ein Eispatroullienschiff transferiert wurde) oder am Folgetag nach Ascension weiterflogen, mussten 10 Tage in Heimquarantäne. Immigration wurde schnell und unbürokratisch erledigt mit dem Hinweis, die £ 20.-- könne man dann nach der Quarantäne bei der Immigraton in Jamestown bezahlen. Angst, dass man ungesehen abhauen könnte von der Insel, muss die Behörde ja nicht wirklich haben. Anschliessend anstehen für einen Antigen-Test und Weiterleitung zur nächsten Schlange. Dort, mit gut drei Metern Abstand getrennt, konnte man das überreichte Couvert öffnen mit allen möglichen Hinweisen zu Quarantäne. Unter anderem eine Vereinbarung, dass man sich konsequent zehn Tage selbst isoliert und bei Nichteinhaltung eine Strafe von £ 5'000.-- oder sechs Monate Knast drohen. Damit das auch jeder versteht, wurde die Vereinbarung jedem Passagier einzeln vorgelesen, man musste abnicken, dass man das verstanden habe und unterschreiben. Anschliessend konnte man sein Gepäck holen und in der Ankunftshalle (die gleichzeitig auch Abflughalle ist) Platz nehmen, bis der Transport zum Quarantänequartier bereit war. "Ähh Steiner" (mein Vorname Urs ist nicht wirklich auslandtauglich...) wurde aufgerufen. Ich könne mitkommen. Draussen stand ein Minibus mit einem Fahrer, eingekleidet als ob auf der Insel die Ebola-Epidemie wütet und wir gleichzeitig noch die Pest hätten. Fünf von uns wurden zu einem der Busse geführt, der uns zu den einzelnen Quarantäne-Wohnungen bringen würde in Jamestown. Noch eine letzte, knapp halbstündige Fahrt, bevor die Bewegungsfreiheit für die nächsten zehn Tage massiv eingeschränkt sein würde. Ich hoffe, die Vermieterin hat nicht vergessen, meine vorbestellten Einkäufe in den Kühlschrank und den Tiefkühler zu legen.
0 Kommentare
Am 13. Oktober 2021 wurde auf St. Helena nicht nur eine neue Regierung gewählt, nein, auch ein neues Regierungssystem mit verantwortlichen Minister wird das aktuelle Gemeinschaftsgremium "Executive Council" (ExCo) ablösen. So wird jeder Minister neu für einen Teilbereich innerhalb seiner Budgetrahmens eigenständig verantwortlich sein und nicht mehr nur die "ExCo" als gesamtes. In einem ersten Schritt wurde das gesetzgebene "Legislative Councel" gewählt, aus dessen Reihen dann die Minister und der oder die Ministerpräsident/in gewählt wird.
Die Wahlbeteiligung von 60 % war die Höchste seit langem. Aus 29 Kandidaten und Kandidatinen wurden 12 in das gesetzgebende "Legislative Council" gewählt. Wie die lokale Wochenzeitung The St. Helena Independent feststellt, ist das Geschlechterverhältnis mit sieben Männern und fünf Frauen ausgewogener als vorher, das Durchschnittsalter etwas tiefer und die praktische Erfahrung aus Anstellungen im privaten Sektor ist stärker vertreten. Das, so der Independent, nähre die Hoffnung, dass die neue Regierung effizienter, kommunikativer und volksnaher sei als die bisherige. Dass in der Bevölkerung ein gewisser Unmut über die lokale Regierung herrscht ist daran abzusehen, dass nur drei wieder zu Wahl antretende Räte wieder gewählt wurden und vier abgewählt wurden. Die Hoffnung, dass mit der neuen Regierungsform und zum Teil neuen Kräften, die Regierung in diesen für St. Helena schwierigen Zeiten schlagkräftiger wird, ist gross. Die Regierung von St. Helena (SHG) hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, so soll die Energie schlussendlich zu 100 % aus erneuerbarer Energie lokal produziert werden. Verschiedene Regierungsstellen geben dazu Auskunft: Inselwelten: Im 10-Jahres-Plan 2017-2027 erklärt die Regierung von St. Helena, dass eines der Ziele darin besteht, grüner zu werden, indem der CO2-Fussabdruck verringert, Fauna und Flora besser geschützt, Abfall reduziert und die Wasserversorgung für die Zukunft gesichert wird. Wie zufrieden ist die Regierung insgesamt mit den Fortschritten des Projekts "Grüner werden" nach vier Jahren des 10-Jahres-Plans? Regierung St. Helena: Wir machen stetige Fortschritte bei der Verringerung unseres CO2-Fussabdrucks, aber eine Herausforderung bleibt die Koordinierung grüner Initiativen, die für St. Helena geeignet sind und mittel- und langfristig zu nachhaltigen CO2-Reduktionsgewinnen für die Insel führen werden, sowie die Beschaffung angemessener Finanzmittel für deren Umsetzung. Wichtige Entwicklungen der letzten Jahre: - St. Helena-Klimaschutzstrategie, die 2019 angenommen wurde, um die Massnahmen zur Reaktion auf Klimaschwankungen und -veränderungen auf der Insel in eine Gesamtstrategie einzubinden. - St. Helena-Aktionsplan zum Klimawandel), der 2020 angenommen wurde und Anpassungs- und Abschwächungsmassnahmen für die nächsten fünf Jahre enthält - Unterzeichnung eines Vertrags mit Connect / PASH über erneuerbare Energien im Jahr 2020 - St. Helena Government Garage Pilotprojekt zur Umstellung der regierungseigenen Fahrzeuge auf eine elektrische Flotte. - Umstellung der Abfallentsorgungsdienste auf emissionsfreie, lithiumbetriebene Kleinmaschinen im Jahr 2020. - SHG-Netto-Null-Emissions-Scoping-Studie wird in Kürze vorgelegt. SHG wird gemeinsam mit der jetzt im Oktober gewählten Regierung prüfen, welche Massnahmen auf der Grundlage dieser Studie ergriffen werden können. - Das von der Uk Conflict Stability & Security (CSSF) finanzierte Abfallbewirtschaftsprojekt zur Entwicklung einer kommerziellen Recyclinganlage auf der Horse Point Deponie wurde 2021 begonnen, um die gegenwärtigen und zukünftigen Abfallmengen zu reduzieren, die nicht mehr deponiert sondern recylet werden müssen. - Das CSSF-finanzierte Projekt "Umwelt, natürliche Ressourcen und Planung" zur Installation einer Fotovoltaik-Anlage und von Sonnentunneln im Hauptquartier der Umweltbehörde wird 2021 in Angriff genommen. - Die Abfallbewirtschaftsdienste beschaffen 2021 einen emissionsfreien Elektrostaubsauger, um den Übergang der SHG zu emissionsfreien Kleinmaschinen zu unterstützen, wo dies sinnvoll ist. 2021 wurde eine Wasserressourcenstrategie verabschiedet. Inselwelten: Das sind ganz viele Studien, die der Regierung nun bei der Entscheidungsfindung helfen. Ist der Energieverbrauch auf der Insel in den letzten Jahren übrigens gestiegen oder gesunken? Regierung St. Helena: Der Verbrauch ist in den letzten drei Jahren konstant geblieben. Inselwelten: Eines der Hauptziele im Kapitel "Grüner werden" ist es, sich zu 100 % mit erneuerbaren Energien selbst zu versorgen. Das ist ein grosses und anspruchsvolles Ziel. Wie hoch ist der derzeitige Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch? Regierung St. Helena: Der derzeitige Anteil der aus erneuerbaren Quellen erzeugten Energie liegt bei etwa 25 %. Inselwelten: Das ist schon beachtlich. Bis zu welchem Jahr hoffen Sie, das Ziel zu erreichen, die Insel zu 100 % mit erneuerbarer Energie zu versorgen? Regierung St. Helena: Ursprüngliches Zieldatum war 2022. Dieses Ziel wird derzeit aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie überprüft. Inselwelten: Alles, was auf St. Helena importiert werden muss, ist für den Verbraucher teuer. Ich nehme an, das gilt auch für die Einfuhr von Brennstoffen für den Betrieb der Generatoren zur Stromerzeugung. In den meisten Ländern ist erneuerbare Energie immer noch teurer als Energie, die mit Benzin oder Kohle erzeugt wird. Werden die Kosten für Energie - aufgrund der besonderen geografischen Lage von St. Helena - mit der Umstellung auf erneuerbare Energien steigen, stabil bleiben oder sogar im Vergleich zu den heutigen Preisen sinken? Regierung St. Helena: Die Strompreise auf der Insel haben sich seit 2016 nicht verändert, obwohl sie als sehr hoch empfunden werden. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien sollen die Einheitspreise stabilisiert und die Kosten für den Verbraucher hoffentlich im Laufe der Zeit gesenkt werden können. Inselwelten: Ich gehe davon aus, dass die beiden wichtigsten Quellen für die Erzeugung erneuerbarer Energie auf St. Helena Solarenergie und Windkraftanlagen sind. Wie wird Ihrer Meinung nach der Mix aus Solarenergie und Windturbinen letztendlich aussehen? Regierung St. Helena: Ja, der Vertrag über erneuerbare Energien ist so konzipiert, dass Wind- und Solarenergie genutzt werden. Es ist vorgesehen, dass die Solarenergie etwa 1,5 MW erzeugt und der restliche Bedarf durch Windenergie gedeckt wird. Inselwelten: Zurück zu den Windkraftanlagen: In Europa wehren sich Umweltgruppen und Anwohner von geplanten Windkraftanlagen oft jahrelang gegen die Projekte, weil sie sich über Lärm, den Tod von Vögeln durch die rotierenden Flügel und die Verschandelung der Landschaft Sorgen machen. Gibt es einen starken Widerstand gegen die Errichtung von Windturbinen oder werden sie im Allgemeinen von den Betroffenen gut angenommen? Regierung St. Helena: Die Öffentlichkeit wurde zu den Plänen für den Bau von drei grösseren Windturbinen auf der Insel konsultiert. Die Baugenehmigung wurde erteilt. Die Öffentlichkeit wartet sehnsüchtig darauf, dass diese Anlagen gebaut werden, weil sie für sie Vorteile bringen werden. Inselwelten: Themenwechsel zu den Finanzen. Vor zwei Jahren haben Sie den Zolltarif für Kraftfahrzeuge dahingehend geändert, dass sich der Zoll nicht mehr nach dem Wert des Fahrzeugs richtet, sondern nach dem CO2-Ausstoss des importierten Fahrzeugs. Wie hat sich das auf die Einfuhr von Neu- und Gebrauchtwagen ausgewirkt? Regierung St. Helena: Es gab einige Verhaltensänderungen: Es wurden mehr Fahrzeuge der mittleren Klasse eingeführt, für die ein niedrigerer Zollsatz galt. Man hatte gehofft, dass mehr Fahrzeuge mit niedrigeren Emissionen und sogar mehr Elektrofahrzeuge importiert würden, aber es ist bekannt, dass wir mehr unterstützende Infrastrukturen wie Ladestationen benötigen, um letztere zu unterstützen. Im Rahmen der neuen Regelung wurden mehr neuere und sparsamere Fahrzeuge eingeführt, für die nach der vorherigen Regelung ein höherer Zollsatz gegolten hätte. Diese Entwicklung wird weiter beobachtet. Inselwelten: Ein Aspekt ist die Energieerzeugung, ein anderer die Energieeinsparung. Eine 30 Jahre alte Waschmaschine braucht mehr Energie für einen Waschgang als eine moderne (das Thema graue Energie, die für den Bau/Entsorgung benötigt wird, blenden wir hier mal aus). Wie können Sie den Menschen auf St. Helena helfen, den Strombedarf zu senken? Regierung St. Helena: Die Entwicklungsstrategie unterstützt die Einführung und Platzierung von Fotovoltaik- und Solarprojekten für Unternehmen und Haushalte auf der ganzen Insel. Es gibt ermässigte Einfuhrzölle für Haushaltsgeräte der Klasse A+. Inselwelten: Es geht immer ums Geld, auch bei der letzten Frage. Es ist kein Geheimnis, dass die Regierung von St. Helena ein sehr knappes Budget hat und stark von Subventionen der britischen Regierung abhängig ist. Wie werden all die notwendigen Schritte finanziert, um eine Insel zu werden, die zu 100 % erneuerbare Energie nutzt? Regierung St. Helena: Der Stromabnahmevertrag, den Connect Saint Helena (Anmerkung Inselwelten: der Strom- und Wasserversorger der Insel) mit dem Investor Sustainable Energy One unterzeichnet hat, bedeutet, dass weder für SHG noch für Connect Saint Helena Kapitalkosten anfallen. Diese werden vom Investor finanziert werden. Inselwelten: Wir danken Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten, und wünschen Ihnen alles Gute bei der Verwirklichung Ihres ehrgeizigen Ziels. Seit 2017 kann das britische Militär aufgrund von Schlaglöchern in der Landebahn auf dem Flughafen von Ascension Island seine Versorgungsflüge nach Falkland nicht mehr nutzen und muss stattdessen auf den Kapverdischen Inseln einen Tankstopp einlegen. Ursprünglich sollte die renovierte Landebahn nach - je nach Quelle - 24 bis 28 Monaten Bauzeit im 2022 wieder für alle Militärflüge geöffnet werden. Gemäss einem Report im St. Helena Independent drohen Verzögerungen, wurde doch mit dem Bau erst im Herbst 2020 begonnen und laut einem in der St. Helena Independent zitierten Arbeiter sind die Arbeiten zeitlich deutlich im Rückstand. Es wird wohl kein zweites Berliner Flughafendebakel, aber für alle auf Ascension stationierten Engländer dürften die praktischen direkten Flüge von Ascension Island zum englischen Militärflughafen Brize Norton in der Nähe von Oxford für die absehbare Zukunft weiter ausfallen.
|
AuthorUrs Steiner Archives
Oktober 2023
Categories
Alle
|