Das Leben auf einer einsamen Insel weit weg von der modernen Zivilisation hat seinen Reiz - und seine Risiken, wie der Tod von Sean Burns, Administrator der Insel Tristan da Cunha zeigt. Sean Burns, bereits von 2010 - 2013 und 2016 - 2020 Administrator der Insel sprang kurzfristig Anfang Dezember 2022 ein für eine temporäre dritte Amtszeit, da der frühere Administrator die Insel "aus persönlichen Gründen" nach nur 10 Wochen wieder verlassen hatte. Die eigentlich vorgesehene Pensionierung wurde aufgeschoben.
Am 9. März 2023 erlitt Sean Burns einen Schlaganfall, der eine Verlegung in ein Spital in Kapstadt nötig machte. Es wurde ein Notruf an Schiffe in der Nähe abgesetzt und nach fünf Tagen ankerte das deutsche Forschungsschiff METEOR am 14. März vor Edinburgh of the Seven Seas, um den Patienten ins sechs Seetage entfernte Kapstadt zu evakuieren. Leider musste die Schiffsführung dann aber am Abend des 16. März den Bewohnern von Tristan da Cunha mitteilen, dass Sean Burns verstorben sei. Durch diese persönliche Tragödie für die Familie Burns wird einem auch wieder bewusst, was die Erreichbarkeit von schneller medizinischer Hilfe wert sein kann. In solchen Fällen dürften vor allem auch die Bewohner von St. Helena um ihren Flughafen froh sein, wo seit 2017 medizinische Notfälle innerhalb von wenigen Stunden nach Kapstadt evakuiert werden können.
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Die Mitten im Südatlantik gelegene Insel Tristan da Cunha heisst seit Ende Oktober wieder Touristen willkommen, nachdem die Insel aufgrund der COVID-Pandemie 2 1/2 hermetisch abgeschlossen war für alle, die nicht dort wohnen oder beruflich auf die Insel mussten. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass die Insel von Feriengästen überrannt wird, da sie nur von gelegentlichen Versorgungsschiffen aus Kapstadt aus angelaufen wird. Die einfachste Variante - sofern man bei diesem Reiseziel von einfach sprechen kann - ist die Insel mit einem Expeditionskreuzfahrtschiff anzulaufen und darauf zu hoffen, dass das oft stürmische Wetter das An-Land-gehen erlaubt. Aktuelle Reisen inkl. einer Reise mit dem Forschungsschiff "S.A. Agulhas II" findet man bei unserem Schiffspartner Ship'N'Train Travel.
Im November 2020 wurde im Rahmen des Projekts "Blue Belt" von der britischen Regierung mehr als vier Millionen Quadratkilometer Ozean unter britischem Einfluss unter Schutz gestellt. Nun ist auch der entsprechende Massnahmenplan für 2021 - 2026 bekannt, wo genau definiert wird, was in welcher Region gemacht werden darf. In der Strategie soll mehr als 90 % des Gebietes als komplett geschützte Zone belassen werden und die Fischerei nur in einem klar definierten, jeweils in der Nähe der Inseln befindlichen Zone, erlaubt sein. Dabei soll nur nachhaltige Fischerei von den lokalen Fischern und von wenigen auswärtigen kommerziellen Fischereibooten erlaubt sein. Bei allen Bewilligungen wird die Grundschleppnetze im Umfeld von Tiefseebergen grundsätzlich verboten. Im Rahmen dieser Strategie sollen auch Frachtschiffe mindestens 25 Seemeilen Abstand von den Inseln halten. Die Überwachung des Meeresschutzgebietes erfolgt per Satellit um z.B. illegale Fischfabriken vor allem an den Rändern des Meeresschutzgebietes ausfindig zu machen. Die Zusammenfassung der Massnahmen finden Sie hier:
Wie ist das Leben auf Tristan da Cunha im 2021? Hören Sie hier den Podcast von n-tV "Wieder was gelernt". Wer lieber lesen statt hören will, findet eine Zusammenfassung hier.
Die Wege von Zollerleichterungen können so verschlungen sein wie die Wege der Liebe. Bis Ende 2020 durfte Tristan da Cunha seine gefrorenen Langusten dank der EU-Mitgliedschaft von Grossbritannien zollfrei in die EU einführen. Aber trotz BREXIT darf Tristan da Cunha die Langusten auch weiterhin zollfrei in die EU einführen. Wieso das? Die EU und die USA haben am 16. Dezember 2020 ein Handelsabkommen abgeschlossen wo die EU der USA unter anderem die Zölle für den Import von Langusten erlassen. Da die EU die Zollerleichterungen nicht auf die USA beschränkte sondern diese als "weltweit" definierte, darf als "Kollateralnutzen" dieses Abkommens auch Tristan da Cunha sein wichtigstes Exporterzeugnis weiterhin zollfrei in die EU importieren.
Während in grossen Teilen der Welt das öffentliche Leben mehr oder weniger zum Stillstand gekommen ist, herrscht auf Tristan da Cunha dank seiner isolierten Lage courant normal. Am 18. Januar kam die Edinburgh von Kapstadt herkommend vor Tristan da Cunha an. Sie fuhr anschliessend gleich weiter zur 400 Kilometer entfernten Gough Island, wo sie Lobster-Proben nahm in der Region, wo im letzten Jahr die Geo Searcher sank. Anschliessend fuhr sie nach Inaccessible, einer gut 30 Kilometer vor Tristan da Cunha gelegenen Insel. Da wurde ein Team an Land gebracht, das sich um die Ausrottung des dort nicht heimischen Neuseeland-Flachses kümmert. Am 26. Januar schliesslich ankerte die Edinburgh wieder vor Edinburgh of the Seven Seas, um auch die zwei Passagiere auszuschiffen, nachdem sie seit dem Verlassen von Kapstadt zwei Wochen an Bord ihre zweiwöchige Quarantäne verbracht hatten und maskenfrei auf der Insel begrüsst werden konnten und sich auf ein restriktionsfreies Leben auf Tristan da Cunha freuen dürfen.
Auf Tristan da Cunha liegt das wohl entlegenste Postgebäude der Welt. Das ist jedoch aktiv und veröffentlicht ungefähr sechsmal pro Jahr neue, thematische Sonderbriefmarken. Die neuste Serie ehrt Postschiffe, welche zwischen 1957 und 2020 jeweils Post auf die Insel gebracht haben. Darunter ist auch das im Oktober 2020 Schiff «Geo Searcher». Die Briefmarkenserie kann direkt auf der Insel bestellt werden. Die Lieferzeit kann jedoch einige Wochen dauern, je nachdem mit welchem Postschiff die bestellten Sondermarken auf die Reise geschickt werden können. Eine Liste der aktuell verfügbaren Briefmarken und Ersttagsbriefe findet man hier.
Einen Link, wo man Schiffsreisen nach Tristan da Cunha findet, befindet sich hier. Während hier in Zentraleuropa die Tage so oder so schon recht kurz sind, wurde im sommerlichen Tristan da Cunha am 14. Dezember 2020 die Feierabenddunkelheit auch schon früher eingeläutet: Um 16:32 begann der Mond sich vor die Sonne zu schieben, welche er rund eine Stunde später zu gut 90 % bedeckte. Eine Stunde später war der Spuck dann auch schon vorbei. Da Tristan da Cunha sehr oft wolkenverhangen ist waren die Einwohner doch recht glücklich, dass zwar Wolken im Wege waren, aber man das Spektakel am Himmel trotzdem gut verfolgen konnte. Reiseinformationen nach Tristan da Cunha finden Sie hier
Tristan da Cunha, nun wirklich nicht der Nabel der Welt und mit aktuell 246 Einwohnern weit entfernt vom Stadtrecht, kann aber trotz seiner Abgeschiedenheit viel für die Natur tun. James Glass, der Chief Islander von Tristan da Cunha, verkündete diesen Monat stolz, dass 754'000 Quadratkilometer ( = 18 x die Schweiz!) rund um das Tristan da Cunha Archipel im Rahmen des Blue Belt Programms der britischen Regierung als Meeresschutzzone ausgewiesen werden. Das von der britischen Regierung initierte Projekt "Blue Belt" umfasst insgesamt mehr als 4 Millionen Quadratkilometer Schutzzone in Gebieten, die unter britischem Einfluss stehen: Ascension Island (440'000 km2), British India Territory (640'000 km2), Pitcairn (830'000 km2), St. Helena (440'000 km2), Südgeorgien und Südliche Sandwich Islands (1,2 Mio km2) wie auch das British Antarctic Territory. Speziell an der Schutzzone um Tristan da Cunha ist, dass 80 % des Einkommens der Insel durch das Fischen von Langusten und St. Pauls Five-Fingers generiert wird und die Schutzzone deshalb einen markanten Einfluss auf die Einkünfte der Insel hat. Chief Islander Glass und die Insulaner begrüssen die Marineschutzzone ausdrücklich, da es auch dem langfristigen Schutz ihres Einkommens dient. Glass weist jedoch darauf hin, dass der Insel durch den Verlust von Einnahmen durch die Fischerei weniger Geld für die öffentlichen Dienste zur Verfügung stehen: weniger Geld für die Infrastruktur, Bildung oder Gesundheit. Auch die Verbindungen der Insel nach/von Kapstadt können tangiert sein, wenn weniger Fischerboote Tristan da Cunha mit Südafrika verbinden. Er bedankt sich deshalb beim britischen Naturschutzbund RSPB, der verschiedene Spenden von Organisationen als Ausgleich für den Einkommensverlust vermitteln konnte. Reiseinformationen für nach Tristan da Cunha finden Sie hier
Dramtische Stunden am frühen Vormittag des 15. Oktobers 2020 im Südatlantik. Die «Geo Searcher» fischte nach Hummer vor der Küste von Gough Island, die zum Tristan da Cunha Archipel gezählt wird. Am frühen Vormittag rammte das Schiff einen Felsen. Ein massiver Wassereintritt im Maschinenraum und einer Krängung von 45 Grad nötigte die letzten Besatzungsmitglieder um 10:30 Uhr das Schiff zu verlassen, bevor es in den Fluten des Südatlantiks versank. Vier gut motorisierte Beiboote der «Geo Searcher», die zum Zeitpunkt des Unglücks bereits im Wasser an der Arbeit waren, schleppten die Rettungsflosse mit den 62 Geretteten im Konvoi zur 16 Kilometer entfernten Transvaal Bucht, wo sie nach vier Stunden eintrafen. Dort mussten die Geretteten mit einem Kran eine 50 Meter hohe Klippe hochgezogen werden, wo sie dann von Mitarbeitern der südafrikanischen Wetterstation empfangen wurden. Dies dauerte nochmals vier Stunden, bis die ganze Rettungsaktion um 19 Uhr beendet werden konnte. Das Unglück forderte - von zwei Leichtverletzten abgesehen - zum Glück keine Opfer oder ernsthaft Verletzte. Die Gestrandeten warten jetzt auf das von Kapstadt ausgelaufene Versorgungsschiff «SA Agulhas II», um sie wieder zurück nach Hause zu bringen. Ein Arbeitstag, den die Involvierten wohl nicht so schnell vergessen werden. Weitere Details und Fotos findet man hier.
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AuthorUrs Steiner Archives
Oktober 2023
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