Ab März 2022 sollen wieder regelmässige Flüge mit Airlink St. Helena mit Südafrika verbinden. Kurz vor Weihnachten veröffentlichte die Mantis Gruppe eine Medienmitteilung, dass das Mantis St. Helena ab September 2022 wieder geöffnet werden soll. Das Mantis Hotel mit seinen 30 Zimmern ist das einzige 4*-Hotel auf der entlegenen Insel St. Helena im Südatlantik. Das Hotel ist seit 2020 aufgrund der COVID-Pandemie geschlossen und wird im Moment primär als Quarantänequartier für die Flugbesatzung des Titan-Flugzeuges genutzt, die auf der Charterflugrotation von London jeweils zwei Nächte auf St. Helena verbringen.
Hoffen wir einmal, dass die beiden Ankündigungen, die beide ein Schritt zurück zur Normalität wären, dann tatsächlich auch so umgesetzt werden können. Dann bleibt noch die Frage, wie lange die Quarantäne für alle Einreisenden auf St. Helena bestehen bleibt. Denn mit einer zwingend vorgeschriebenen Quarantäne - egal von welcher Dauer - lässt sich der Tourismus auf St. Helena definitiv nicht ankurbeln.
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Freitag und Samstag Abend ist in Lower Jamestown die Party in vollem Schwung. Donny's, die Mule Yard und verschiedene Take-away-Stände um die Grand Parade sowie die Restaurants in Jamestown und Half Tree Hollow sind offen. Die Kalorienaufname in flüssiger oder fester Form ist problemlos möglich. 48 Stunden später, Montag Abend, Jamestown: Der Magen knurrt und der suchende Blick streift hilflos über "Closed"-Schilder. Lower Jamestown is ausgestorben. Wir sprechen hier nicht von zwei Uhr morgens, sondern von sechs Uhr abends, nur damit kein Missverständnis entsteht. Das Consulate Hotel, geschlossen, Anne's Place geschlossen, das Restaurant im Mantis aufgrund der Pandemie sowieso, das Blue Lantern geschlossen, die Take-Away-Stände weg oder verriegelt. Nur die Bars The Standard und The White Horse bedienen ihre traditionelle Stammkundschaft seit Stunden mit der täglichen Ration an südafrikanischem oder namibischem Bier. Haben sich alle Verpflegungslokale dem süssen Nichtstun verschrieben an diesem Montagabend? Nein, ein kleines Restaurant leistet noch Widerstand! Das in einer Arkade etwas zurückversetzte Orange Tree, ein asiatisches Restaurant und Take-away neben dem Mantis Hotel, hat tatsächlich seine Tür geöffnet und ich komme noch zu einer guten Portion "Fried noodles with vegetables". Zufrieden trotte ich anschliessend zurück zu meiner Unterkunft in Upper Jamestown. Glück gehabt - für dieses mal. Eine Woche später versuchte ich es wieder - dann war auch diese Tür geschlossen. Zum Glück gab es auf dem Nachhauseweg noch den kleinen Lebensmittelladen "Benji's"...
PS: Dieses Erlebnis war während der COVID-Pandemie. Unter normalen Umständen, wenn (mehr) Touristen auf der Insel sind, ist das Verpflegungsangebot am Abend vor allem in den Hotels auch während der Woche gewährleistet. Es empfiehlt sich aber in jedem Fall zu reservieren, da unter der Woche primär für die Hotelgäste gekocht wird. Um 6:30 holt mich Billy, einer meiner zwei Taxifahrer auf St. Helena, pünktlich von meiner Unterkunft in Jamestown ab zur knapp halbstündigen Fahrt quer über die Insel zum Flughafen von St. Helena. In der Abflughalle wird zuerst der Rollkoffer sowie mein Handgepäck gewogen. Obwohl mein Koffer zwei Kilo zuviel und mein Handgepäck gut 1,5 Kilo über dem Limit ist, werde ich nach einem Kurzen zögern von der Dame hinter der Waage durchgewunken zum Check-in-Schalter. Mein Glück, dass der Flug nicht ausgebucht ist, denn das Startgewicht für die nach London eingesetzte Boeing 757 ist begrenzt und es gab schon Flüge, wo das Gewicht auf von 20 auf 15 Kilo für das Hauptgepäck reduziert wurde - und dies striktest umgesetzt werden musste. Das Check-in verläuft nach einem kurzen Anstehen problemlos. Die Gepäcketikette wird - ganz niedlich - tatsächlich von Hand ausgefüllt. Wenn man bedenkt, dass dies einer der neusten internationalen Flughäfen der Welt ist, eine eher unerwartete Praxis. Aber da im Moment sowieso nur alle drei Wochen ein Passagierflieger die Insel St. Helena anfliegt, hat man die Zeit dazu ja. Die Sicherheitskontrolle und die Abflughalle sind modern, sauber und so, wie sie auf vielen kleinen Flughäfen der Welt sind. Als der Flug aufgerufen wird, heisst es auch Abschiednehmen von der maskenfreien Zeit. Da die Insel St. Helena dank rigorosen Einreisebestimmungen bisher von der COVID-Pandemie verschont blieb, bestehen auf der Insel auch keine Einschränkungen wie Social Distancing und Maskentragpflicht. Ab dem Betreten des Flugfeldes, ist diese maskenfreie Herrlichkeit vorbei. Die eingesetzte Boeing 757 von der Chartergesellschaft Titan Airways fliegt im Auftrag der Regierung bis Anfang März 2022 alle drei Wochen zwischen London und St. Helena. Auf unserem Flug befinden sich ungefähr 60 bis 70 Passagiere, was knapp die Hälfte der möglichen maximalen Passagierkapazität bedeutet. Aufgrund der kurzen Landebahn kann die Boeing 757 nie ganz ausgelastet werden (deshalb eben auch die strengen Gepäckkontrollen). Die Sitzplatzkonfiguration auf diesem Flug bevorzugt die zuerst eingestiegenen Fluggäste. Da keine Sitzplätze zugeteilt wurden (man kann nur Economy reisen), kann jeder sitzen, wo er möchte. Und auf diesem Flug sind die ersten zehn Reihen mit breiteren Business-Klass-Sitzen ausgestattet, während die restlichen Reihen mit der gewohnten 3er-Bestuhlung aufwarten können. Da der Flieger aber nur schwach ausgelastet ist, hat jeder der will, drei Sitze für sich zur Verfügung. Der Start erfolgt pünktlich kurz nach 9 Uhr morgens: Kräftig Gas geben und ab geht es in Richtung Wolkendecke für den ruhigen, rund dreistündingen Flug nach Accra in Ghana. Da werden rund 15 Passagiere aussteigen und von dort ihre afrikanischen Endziele wie Simbabwe und Südafrika erreichen. Der Hauptgrund für den gut einstündigen Stopp ist aber das nötige Auftanken für den Flug über Afrika bis nach London. Die sechs Stunden Flug über Afrika verbringen wir über der Wolkendecke. Da es in der 21-jährigen, ursprünglich für IBERIA im Einsatz gewesenen Boeing 757 kein bordeigenes Unterhaltungssystem gibt, dösen die verbliebenen Passagiere vor sich hin oder ziehen sich auf ihrem Laptop einen Film oder ein Game rein. In der Mitte des Flugzeuges wird eine kleine Selbstbedienungs-Snackbar aufgestellt und das Licht wird für die nächsten Stunden auf Nachtmodus umgestellt. Nach einem schönen Sonnenuntergang über der Sahara wird rund zwei Stunden vor der Landung in London Stansted noch ein Abendessen serviert. Wie auf dem gesamten Flug gibt es auch dazu nur alkoholfreie Getränke, denn die Regierung von St. Helena hat nur das für die Fluggäste bestellt. Nach einem kurvenreichen Anflug auf den von Rynair dominierten Flughafen Stansted stehen wir Passagiere aus der einsamen Insel im Südatlantik dann sehr schnell wieder in den Myraden von zurückkehrenden Ferienrückkehrern von den Mittelmeerinseln an der Reisepasskontrolle an. Wie so üblich, hat einem der Alltag wieder sehr schnell im Griff und man hetzt nach der Zollkontrolle zum Flughafenbahnhof, um möglichst den nächsten Zug ins Zentrum von London zu erreichen. Man müsste ja sonst maximal 30 Minuten auf den nächsten Zug warten. Das gemächliche Inselleben im Südatlantik, das war einmal...vor nicht allzu langer Zeit. |
AuthorUrs Steiner Archives
Oktober 2023
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