Das von Google finanzierte Glasfaserkabel Equiano (benannt nach einem westafrikanischen Schriftsteller aus dem 18. Jahrhundert) verbindet Portugal mit Südafrika und mit Seitenästen nach Westafrika, Namibia und St. Helena. Das Kabel soll in der ersten Hälfte 2023 in Betrieb genommen werden.
Ein Glasfaserkabel nützt aber auch nur etwas, wenn auf St. Helena die berühmte "letzte Meile" leistungsfähig ist. Deshalb hat die Regierung von St. Helena mit der englischen Telekommunikationsfirma Maestro Technologies eine Vereinbarung unterschrieben, um ein neues Glasfaserkabelnetz auf St. Helena aufzubauen und gleichzeitig ab 1. Januar 2024 die Telefon- und Internetdienstleistungen auf St. Helena anzubieten. Ein interessantes aber sehr wichtiges Detail: Das Glasfasernetz wird im Besitz der Regierung von St. Helena sein und nicht im Besitz der Telekommunikationsfirma. Dies wird in Zukunft sicherlich helfen, wenn es um die Ausschreibung von neuen Telekommunikationsaufträgen geht.
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Zunächst einmal: Wie fühlt es sich an, Direktor eines Museums zu sein, das aufgrund der bis vor kurzem noch bestehenden Reisebeschränkungen kaum Besucher hatte? Es waren sehr seltsame zwei Jahre, wie Sie sicher alle erfahren haben. Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als dass die Menschen das Museum besuchen können, um etwas über die Geschichte der Insel zu erfahren. Leider war dies im Interesse der öffentlichen Gesundheit nicht möglich. Das heisst aber nicht, dass wir keine Besucher hatten, darunter viele Einheimische, vor allem Schulklassen, die sich für bestimmte Themen interessieren. Es gab auch eine sehr kleine Anzahl von Touristen, die bereit waren, die zehntägige Quarantäne zu überstehen. Zweitens: Wie sind Sie dazu gekommen, als Direktor für das St. Helena Museum zu arbeiten? St. Helena ist nicht gerade der Ort, an dem man üblicherweise eine Stelle in einem Museum annimmt? Ich kam 2012 arbeitslos auf die Insel, zusammen mit meiner Partnerin, einer gebürtigen Saint. Innerhalb der ersten Monate begann ich an der Secondary School als Geschichtslehrer zu arbeiten, da mein akademischer Hintergrund Geschichte ist. Nach etwa 18 Monaten als Lehrer bot sich die Gelegenheit, als Assistent im Museum zu arbeiten, und innerhalb der nächsten Jahre trat der damalige Direktor zurück. Ich bewarb mich auf die Stelle des Direktors! Es war eine Reihe von schicksalhaften Ereignissen, die mich in diese Position brachten und ich schätze mich sehr glücklich, dass es so gekommen ist. Wie viele Besucher haben Sie in normalen Jahren (z.B. 2018/2019)? 2018 war nach unseren üblichen Erwartungen ein "Boom"-Jahr, denn der Flughafen wurde eröffnet und die RMS St. Helena ging vom Netz. Das brachte eine viel höhere Besucherzahl. Im Jahr 2017 hatten wir etwa 3‘500 Besucher, 2018 stieg diese Zahl auf etwa 5‘400, 2019 ging sie auf 4‘600 zurück, aber das war immer noch eine sehr ermutigende Zahl, viel höher als in jedem anderen Jahr seit 2003. Mit Covid und der allmählichen Einstellung des weltweiten Reiseverkehrs fielen die Zahlen auf 2‘600 im Jahr 2020 und 1‘700 im Jahr 2021, was das schlechteste Jahr in den Aufzeichnungen war. Was können Sie uns darüber sagen, woher die Besucher kommen (Nationalitäten, aber auch Art des Besuchs wie Kreuzfahrtpassagiere, "normale" Touristen, Expats usw.)? Der Grossteil unserer Besucher kommt aus Grossbritannien, sei es, dass sie in irgendeiner Form eine persönliche Verbindung zu St. Helena haben oder ein langjähriges Interesse an der Insel. Es folgen französische und südafrikanische Besucher, die ihre eigenen historischen Verbindungen zur Insel haben. Kreuzfahrtschiffe kommen in kurzen, aber sehr grossen Schüben - wir können nur vier bis fünf Schiffe pro Jahr erwarten, die aber manchmal bis zu 2‘000 Passagiere befördern! Normalerweise haben die Kreuzfahrtschiffe ein paar hundert Passagiere an Bord und die Insel ist den ganzen Tag über belebt. Diese Schiffe scheinen eine Mischung aus europäischen und nordamerikanischen Besuchern zu sein. Was sind Ihre aktuellen Aufgaben/Projekte, an denen Sie gerade arbeiten? Im Moment arbeiten wir daran, das Museum nach der Aufhebung der Quarantänebeschränkungen im August 2022 auf den erwarteten Anstieg der Besucherzahlen auf Vordermann zu bringen. Wir arbeiten ständig an der Konservierung, um sicherzustellen, dass unsere Sammlung in einem guten Zustand bleibt, aber auch an der Aktualisierung und Gestaltung neuer Ausstellungen. Derzeit sind keine neuen Ausstellungen geplant, aber wir haben eine Reihe von Ideen, was wir als nächstes tun könnten. Wie sieht es mit der Umbettung der Sklaven aus, die derzeit ziemlich unwürdig hinter dem Gefängnis lagern? Gibt es endlich einen Zeitrahmen, in dem sie in eine reguläre Grabstätte zurückgebracht werden können? Hier handelt es sich nicht nur um ein Museumsprojekt, sondern um einen inselweiten Prozess zur Umbettung der 325 menschlichen Überreste, die 2008 für das Flughafenprojekt ausgegraben wurden. Das Projekt läuft nun schon seit 14 Jahren, viel zu lange, und seit ich hier arbeite, gab es eine Reihe von Versuchen, einen Plan für die Umbettung und das Gedenken an die Toten aufzustellen. Mit der Erstellung eines "Masterplans" und der Bereitstellung von Mitteln für die Umbettung kamen die Dinge ab 2019 endlich richtig in Gang. Ich freue mich, sagen zu können, dass die Umbettung am 20. August 2022 stattfand, umrahmt von einer Gedenkfeier. Bei meinem letzten Besuch vor einigen Monaten ist mir aufgefallen, dass viele Ausstellungsstücke in Ecken des Museums oder in der Umgebung des Museums gelagert werden. Haben Sie Pläne, das Museum zu erweitern? Ja, uns ist der Platz ausgegangen, so dass viele Dinge im ganzen Museum verstreut sind! Wir haben auch zwei grosse Lager mit vielen Gegenständen, die wir nicht ausstellen können. Die St. Helena Heritage Society (die für die Verwaltung des Museums zuständig ist) plant, ein grosses ehemaliges Lagerhaus neben dem bestehenden Museum in ein Kulturzentrum umzuwandeln, in dem die Bibliothek, das Archiv und das Museum unter einem Dach vereint sind. Dieses Projekt wird uns in die Lage versetzen, neue Ausstellungen zu Themen zu schaffen, denen wir im Museum nicht gerecht werden konnten - wie z. B. eine erweiterte maritime Geschichte, eine grössere Ausstellung über die East India Company auf St. Helena, Naturgeschichte und vieles mehr! Die meisten Museen können ohne staatliche Subventionen oder einen zahlungskräftigen Mäzen finanziell nicht überleben. Woher bekommt das St. Helena-Museum die notwendigen Mittel? Wir haben das grosse Glück, seit etwa 15 Jahren einen jährlichen Zuschuss von der Regierung von St. Helena zu erhalten, der uns hilft, die meisten unserer laufenden Ausgaben zu decken. Der Betrieb des Museums ist nicht billig, da die Stromkosten auf St. Helena sehr hoch sind. Wir suchen immer nach Möglichkeiten, diese Kosten zu senken, z. B. durch die Installation von Sonnenkollektoren. Wir haben auch das Glück, eine Reihe von Einzelpersonen zu haben, die im Laufe der Jahre ihre Zeit und ihr Fachwissen zur Verfügung gestellt haben, um das Museum zu leiten und uns zu unterstützen; ausserdem haben sie im Laufe der Jahre sehr grosszügig viele Objekte für unsere Sammlungen gespendet. Wir haben einen kleinen Laden, der einen Teil der Einnahmen generiert, und eine Spendenbox, da das Museum keinen Eintritt verlangt. Wenn wir ein bestimmtes Projekt haben, z. B. den Aufbau einer philatelistischen Sammlung im Museum, haben wir bei verschiedenen Organisationen auf der Insel wie Enterprise St. Helena (die es leider nicht mehr gibt) und der Regierung von St. Helena jeweils projektbezogene Mittel beantragt. Jeder Direktor eines Museums hat eine Wunschliste von Dingen/Projekten, die er gerne realisieren würde, wenn das Geld zur Verfügung stünde. Welche drei Projekte für das St. Helena Museum würden Sie auf Ihre mögliche Wunschliste setzen? Da gibt es so viele Dinge! An erster Stelle stünde die Fertigstellung des Projekts zur Renovierung des Gebäudes neben uns zu dem bereits erwähnten Kulturzentrum, das das Museum enorm aufwerten und den Besuchern einen fantastischen Raum bieten würde. Ein grosser Raum für die Ausstellung von grösseren Objekten wäre ebenfalls auf der Wunschliste. Dann könnten wir alles ausstellen, von historischen Fahrzeugen der Insel über Maschinen, wie sie in der Flachsindustrie verwendet wurden, bis hin zu grossen militärischen Geräten wie Kanonen. Das sind vielleicht mehrere Dinge in einem, aber eine Reihe von viel kleineren "Satelliten"-Museen auf der ganzen Insel an wichtigen Orten, die eine viel spezifischere Geschichte erzählen. Zum Beispiel ein Sklaverei-Museum in Ruperts Valley, ein Festungs-/Militärmuseum irgendwo wie Ladder Hill Fort und so weiter. Ich könnte so weiter machen... Dann hoffe ich, dass in der Zukunft ein oder zwei dieser Projekte realisiert werden können. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten. Adam Sizeland ist 33 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Hertfordshire in England, wo er an der Universität von Hertfordshire Geschichte studierte und dort seine Partnerin aus St. Helena kennenlernte, die jetzt auf der Insel im Bereich Umweltmanagement und Naturschutz arbeitet. Adam lebt seit Dezember 2012 auf St. Helena und arbeitet seit 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Museum, bis er 2016 zum Direktor gewählt wurde. Er betrachtet die Insel als seine Heimat und interessiere sich – schon alleine berufsbedingt - sehr für ihre Geschichte und Umwelt. Es sei ein grossartiger Ort zum Leben, weit weg von der Hektik der "grossen Welt", die ihm nicht immer gefallen hat. Seine Partnerin und er besitzen auf St. Helena ein Haus und Anfang Februar 2022 wurden Sie erstmals Eltern. |
AuthorUrs Steiner Archives
Oktober 2023
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