Die Welt öffnet sich langsam aber sicher. Eher langsam geht es auf St. Helena vorwärts. So wird ab Mai die Quarantänefrist von 10 auf 7 Tage verkürzt und es werde kein PCR-Test mehr nötig sein vor dem Abflug nach St. Helena. So haben es die Minister an einer Sitzung Ende April 2022 beschlossen.
Das ist natürlich noch nicht der grosse Wurf für den lokalen Tourismus. Aber aufgrund der auf der Insel weit verbreiteten Angst, dass sich das Virus unkontrolliert in der Bevölkerung mit seinen vielen Risikopatienten verbreitet, ist ein stufenweises Vorgehen sicherlich richtig. Mit den vielen asymptomatischen Fällen bei Omikron und der leichten Übertragung dieser Virus-Variante, ist Gefahr einer unkontrollierten Verbreitung des Virus auf der Insel durchaus real. Zudem werden regelmässig positive Fälle während der Quarantäneperiode gemeldet. Wieso hat die Bevölkerung soviel Angst? Neben der Angst um die zahlreichen Risikopatienten auf der Insel (die Bevölkerung von St. Helena ist nicht gerade für ihren guten Gesundheitszustand bekannt) haben viele Saints Angst, dass sie ihre Angehörigen nicht mehr pflegen und unterstützen können, wenn diese oder die Unterstützer aufgrund eines positiven Befundes in Quarantäne müssen. Der soziale Zusammenhalt auf der Insel und innerhalb von Familien ist sehr ausgeprägt. Die Gemeinschaft kann auf St. Helena nicht auf eine SPITEX-ähnliche Organisation zurückgreifen wie z.B. in der Schweiz sondern man ist auf die verwandschaftliche oder nachbarschaftliche Unterstützung angewiesen. Last but not least: Wer einmal aus der Quarantäne raus ist, hatte während der ganzen Pandemiezeit noch nie Einschränkungen auf der Insel. Dieses normale Leben - das in vielen Ländern der Welt langsam wieder Einzug hält - wollen die Einheimischen verständlicherweise nicht aufgeben. Aber die Insel wird sich nicht auf immer und ewig abschotten können und der Virus wird wohl irgendwie irgendwann auch seinen Weg nach St. Helena finden.
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Dustin Cornelson ist der General Manager bei dem vor allem auch bei Tauchern beliebten ***-Hotel Blue Lantern in Jamestown auf der Insel St. Helena. Erfahren Sie hier, wieso er nach seinen ersten Ferien nach der Pandemie wieder so gerne nach St. Helena zurückkehrt. Sie sind südafrikanischer Staatsbürger. Da es keine Flüge zwischen Südafrika und St. Helena gab: Konnten Sie während der Pandemie überhaupt nach Südafrika reisen, um Familie und Freunde zu besuchen? Nein, leider nicht. Es war sehr enttäuschend, dass ich meine Freunde/Familie in Südafrika nicht besuchen konnte. Die einzige Verbindung zwischen St. Helena und Südafrika war mit dem Frachtschiff HELENA, das bis zu vier Passagiere mitnehmen kann. So bin ich auch von St. Helena nach Südafrika gekommen zu Beginn meiner Ferien. Sie waren Passagier auf dem Eröffnungsflug von AIRLINK von Johannesburg nach St. Helena Ende März 2022. Wie viele Passagiere waren ungefähr an Bord? Der Flug war gut gebucht. Es waren rund 90 Passagier an Bord des ersten AIRLINK Fluges mit einer Embraer E190, die maximal rund 100 Passagiere befördern kann. Waren hauptsächlich Einheimischen an Bord oder wie war die Zusammensetzung der Passagiere? Die Mischung der Passagiere bestand aus heimkehrenden Saints, aus Personen, die zur medizinischen Behandlung nach Südafrika gereist waren, sowie Expats, die aus ihren Ferien zurückkamen. Wie war die Stimmung im Flugzeug? Ich nehme an, dass sich im Flugzeug einige Passagiere befanden, die während der gesamten Pandemie nicht auf die Insel kommen konnten. Im Flugzeug herrschte eine aufgeräumte, fröhliche Stimmung, von der Kabinenbesatzung bis zu allen Passagieren an Bord. Alle waren aufgeregt, St. Helena wiederzusehen, wie kleine Kinder, die nach langer Zeit wieder einen Glacewagen sehen. Sie sind die gute Seele an der Rezeption des Blue Lantern Hotels in Jamestown. Wie sind Sie dazu gekommen, auf einer abgelegenen Insel wie St. Helena zu arbeiten? Dankeschön! Das Blue Lantern ist ein Familienbetrieb. Ich lernte Keith Yon, den Besitzer, 2004 in Südafrika kennen, als ich bei ihm in einem anderen Betrieb angestellt war. Er wanderte 1999 aus Südafrika nach St. Helena aus und bot mir Jahre später den Posten des General Manager im Blue Lantern Hotel an. Ich liebe es hier! Wieviele Jahre leben Sie schon auf St. Helena? Am 3. Juni 2018 habe ich zum ersten Mal einen Fuss auf diesen wunderschönen Flecken Erde gesetzt um meinen neuen Job im Blue Lantern Hotel anzutreten. Was gefällt Ihnen besonders am Leben auf der Insel? Neben der Schönheit und Ruhe sind es vor allem die Menschen, die ich liebe. Freundlichkeit ist eine Untertreibung, wenn es um St. Helena geht. Egal, wo man sich auf St. Helena befindet - man will immer mehr sehen! Man muss es erleben, um es zu glauben. Danke für diese Gratiswerbung. Vom touristischen Standpunkt aus betrachtet: Was würden Sie einem Touristen empfehlen, der länger auf der Insel bleiben möchte, um die Sehenswürdigkeiten zu sehen und die besondere Atmosphäre der Insel zu erleben? Genügend ZEIT mitzubringen ist tatsächlich das Wichtigste, denn es gibt so viele verschiedene Facetten auf der Insel zu entdecken und freundliche Menschen zu treffen. St. Helena hat viele Wanderwege, historische Denkmäler und ganz zu schweigen von der faszinierenden Unterwasserwelt, wo es je nach Saison auch Walhaie zu beobachten gibt. Mit Ihrer Erfahrung als General Manager im Blue Lantern Hotel, welche drei Dinge sollte sich ein Tourist bei einem Besuch auf St. Helena nicht entgehen lassen? 1. Napolean's House und ehemaliges Grab. 2. Plantation House, die Residenz des Gouverneurs. Dabei ein Muss: Jonathan, die älteste an Land lebende Riesenschildkröte der Welt, die den Rasen von Plantation House bewohnt. 3. Das Schwimmen mit Walhaien! Dies ist ein Muss, wenn Sie St. Helena in den Monaten Januar bis März besuchen. Und last but not least: Es ist zwar noch weit weg für Sie, aber könnten Sie sich vorstellen, sich auf St. Helena zur Ruhe zu setzen? Ich auf jeden Fall! Die Tatsache, dass man sein Auto nicht abschliessen muss, nachdem man es in Jamestown geparkt hat, sagt schon alles über wie sicher ich mich auf der Insel fühle. Ich bin Vater von Annabella (6) und Tatum (11). Sie in St. Helena grosszuziehen ist die einfachste Aufgabe, die ich je zu bewältigen hatte. Die Kinder laufen hier frei herum, sogar nach Einbruch der Dunkelheit - man weiss einfach, dass sie sicher sind. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten, und wünsche Ihnen alles Gute. Dustin Cornelson (41) ist in Kapstadt, Südafrika, geboren und aufgewachsen. Seit 2018 arbeitet und wohnt er auf der Insel St. Helena. Er liebt es zu reisen, aber der Umgang mit Menschen sei seine Leidenschaft. Er leitet das Hotel 'Blue Lantern' im Zentrum von Jamestown. Er lerne jeden Tag etwas dazu, während er auf St. Helena lebe. Sein Traum ist es, eines Tages ins Ausland zu reisen, um den Menschen von dieser wunderschönen Insel namens St. Helena zu erzählen. Er moderiert zudem jeweils mittwochs und samstags eine wöchentliche Radiosendung auf Saint FM, in der er alle seine Lieblingskünstler und -genres spielen könne. Eine der Bedingungen, um die Reiserestriktionen auf St. Helena aufzuheben ist, dass im Falle von schweren Verläufen genügend Sauerstoff auf der Insel vorhanden ist. Mit dem Flug vom 23. April von Südafrika wurde ein Systemtechniker für die Inbetriebnahme der Sauerstoff-Produktionsanlage aus Südafrika eingeflogen, der noch bestehende Probleme bis zum Rückflug am Sonntag, 24. April erledigen soll. Damit der Techniker diese Arbeit während seines 24-stündigen Aufenthaltes auch erledigen kann musste die Regierung von St. Helena für ihn extra eine Ausnahmebewilligung erteilen, damit er nicht 10 Tage in Quarantäne muss. Es ist für die lokale Wirtschaft zu hoffen, dass die Arbeiten an der Anlage erfolgreich sind und damit ein Hindernis weniger existiert, um die Insel wieder einfacher besuchbar zu machen.
Am Samstag, 26. März 2022 landete Flug 4Z131 von Johannesburg via Walvis Bay pünktlich auf dem Flughafen von St. Helena. Es war der erste Linienflug nach rund zwei Jahren, nachdem im Frühling 2020 aufgrund der COVID-Pandemie der reguläre Flugbetrieb zwischen Südafrika und St. Helena eingestellt wurde.
In den letzten zwei Jahren war die Insel St. Helena nur mit gelegentlichen Charterflügen von London Stansted aus erreichbar. War es zu Beginn der Pandemie nur ein Flug alle sechs Wochen (!) wurde die Frequenz später auf einen Charterflug alle drei Wochen erhöht. Die Flüge wurden jeweils durch die Chartergesellschaft Titan Airways mit einer Boeing 757 durchgeführt. Bis auf Weiteres ist ein Linienflug alle zwei Wochen von Johannesburg nach St. Helena geplant. Es muss jeweils ein technischer Zwischenhalt in Walvis Bay eingelegt werden. Einmal im Monat wird das Flugzeug von der Regierung von St. Helena zudem für einen Shuttleflug nach Ascension Island gechartert. Im Moment gilt für die Einreise nach St. Helena weiterhin eine obligatorische 10 Tage Quarantänefrist für alle Ankommenden. Die Erhöhung der Flugfrequenz auf wöchentliche Flüge wird angestrebt, sobald die Nachfrage nach Flugsitzen wieder steigt, was wohl erst der Fall sein wird, wenn die Reiseeinschränkungen auf St. Helena fallen. Ferien werden normalerweise ja nicht mit Arbeit gleichgesetzt. Aber eine (Zusammen-)arbeit mit Einheimischen an einem sinnstiftenden Projekt kann diese zwei sich eigentlich widersprechenden Begriffe zu einem eindrücklichen Erlebnis machen. So wird ein Aufenthalt auf einer entlegenen Insel wie St. Helena noch viel eindrücklicher. Man hat die Gelegenheit in die Welt der Einheimischen einzutauchen und die schönen wie aber auch die schwierigeren Seiten des Lebens auf einer so isolierten Insel wie St. Helena kennenzulernen. Dabei muss man nicht monatelang Zeit haben. Inselwelten.ch hat mit dem St. Helena National Trust eine entsprechende Möglichkeit geschaffen. Ein Ferien-Arbeitsaufenthalt kann bereits ab zwei Wochen gebucht werden. Weitere Details finden Sie hier.
Mit dem letzten Titan-Charterflug von London wird im März das Spitalpersonal nach längerem Unterbestand wieder aufgestockt. Fünf Allgemeinmediziner, ein Chirurg sowie ein Anästesist sollten dann auf St. Helena ankommen. Im April sollte dann zusätzlich noch eine Physiotherapeutin und ein Physiotherapeut, ein Röntgenassistent, ein Biomediziner und ein orthopädischer Chirurg auf der Insel ankommen. Sofern alle Bewerber ihren Job antreten (in der Vergangenheit gab es anscheinend oft kurzfristige Rückzieher) werden die Neuankömmlinge wie alle anderen Reisenden auch, die ersten 10 Tage in Quarantäne verbringen müssen. Für den Mai 2022 wird ein zweiter Anästesist sowie ein Hals-Nasen-Ohrenspezialist gesucht. Allerdings sei - so ist zu hören - es jeweils nicht ganz einfach, qualifizierte Bewerber für einen Job auf einer so entlegenen Insel wie St. Helena zu finden.
Wenn man bedenkt, dass die Insel St. Helena nur rund 4'500 Einwohner zählt ist es schon erstaunlich, wie vielfältig die medizinische Versorgung auf dieser entlegenen Insel ist. Die Frage stellt sich aber auch, ob es - sei es aus finanzieller wie auch medizinischer Sicht - nicht sinnvoller wäre, Operationen primär in designierten Spitälern in Südafrika ausführen zu lassen, wo die Spitäler sowohl technisch wie auch personell noch besser ausgerüstet und breiter aufgestellt sind, als auf St. Helena. Aber es gäbe wohl die gleiche Diskussion wie hier in der Schweiz, wenn ein Spital in der Nähe seine Dienstleistungen an ein Zentralspital abgeben muss/will/sollte. Da stossen rationale Argumente oft auf taube Ohren. Während weltweit die Restriktionen im Zusammenhang mit der COVID-Pandemie mehr oder weniger gelockert werden, herrscht in der Bevölkerung weiterhin die Angst vor einer Verbreitung des Virus auf der Insel vor. Alle positiven Fälle konnten bisher auf St. Helena dank der zehntätigen Quarantäne abgefangen werden und so eine Einschleppung des Virus auf die Insel verhindert werden. Die Bewohner von St. Helena sind zwar praktisch durchgeimpft (inkl. Booster). Vor allem in der älteren Bevölkerung gibt es einen hohen Anteil von Risikopatienten, die im Normalfall von Familienangehörigen unterstützt werden. Ein System, das bei einer Verbreitung des Virus auf der Insel sehr schnell in sich zusammenbrechen würde.
Die Skepsis der Bevölkerung hat auch ein Besuch einer 40-köpfigen VIP-Gruppe im März 2022 verhindert, da der Widerstand gegen das vorgesehene Schutzkonzept ohne Quarantäne zu gross wurde. Zudem fragte man sich - nicht ganz zu unrecht wieso - aus dem Nichts - plötzlich eine, Zitat aus der Wochenzeitung St. Helena Independent, "Delegation mit Teilnehmern aus 11 königlichen Familien aus sieben Ländern und einige der reichsten Individuen und Geschäftsleute" sich plötzlich für die doch eher beschränkten Verdienstmöglichkeiten auf St. Helena interessieren sollten. Viele der Teilnehmer hätten historische Verbindungen zu Napoleon und ein Zweck der Reise sei, Gelder für den Unterhalt der historischen Stätten zu generieren. Aber vielleicht hat die Regierung von England die Insel unter der Hand zum Verkauf angeboten, um die nicht enden wollenden Subventionen zu sparen. Aber das ist selbstverständlich eine böse Unterstellung ohne faktische Grundlage. Der neue Plan ist, die VIP-Reise um einige Monate zu verschieben, was bei 40 VIPs und deren oft langfristig durchgeplanten Terminkalender wohl nicht ganz einfach sein wird. 23 Gründe vom obersten Touristiker auf St. Helena, wieso man St. Helena unbedingt besuchen muss24/1/2022
Das Reiseziel "St. Helena" ist einzigartig und unvergesslich, anders als alles andere, was man je besucht hat. Manchmal kann man sich ein wenig wie in einem Videospiel fühlen: Es gibt keine Adressen, die die Gebäude oder Orte entlang der einspurigen Strassen kennzeichnen; oft gibt es in den Geschäften nicht mehr die Waren, die man sich wünscht; und die Öffnungszeiten sind ein Beispiel für den fehlenden „Rattenfängertum“. Aber die Insel verbindet Sie wieder mit der Natur, mit Nachhaltigkeit, mit einem entspannten Lebensrhythmus und mit der Verbindung zu anderen Menschen. Auf St. Helena können Sie kein billiges oder schnelles Internet kaufen, aber Sie können ein Mass an echter, zwischenmenschlicher und natürlicher Interaktion erleben, das Sie nirgendwo kaufen können. Was hat Matthew Joshua sonst noch zu sagen über den Tourismus auf St. Helena? Lesen Sie das ausführliche Interview hier.
Zunächst einmal: Wie fühlt es sich an, der Leiter des Besucherinformationsdienstes zu sein, aber seit fast zwei Jahren kaum Touristen auf der Insel zu haben? Es ist ziemlich surreal, manchmal muss ich mich am Kopf kratzen und mich fragen: "Warum mache ich das? Ich schätze, ich bin ein bisschen ein Masochist! Wie waren Ihren ersten Erfahrungen mit der Tourismusentwicklung seit der Eröffnung des Flughafens 2017 Ich bin schon seit etwa einem Jahrzehnt im Tourismus und Gastgewerbe auf St. Helena tätig. Ich habe also miterlebt, wie sich der Tourismussektor auf der Insel verändert und entwickelt hat. Es ging zwar langsam los nach der Eröffnung des Flughafens 2017, aber sobald die Dinge ins Rollen kamen - mit Reiseveranstaltern, die den Anstieg des Besucheraufkommens ankurbelten, vor allem im Bereich der maritimen Aktivitäten, insbesondere des Tauchens -, hatte ich das Gefühl, dass die Insel das Tempo verkraften konnte und - was noch wichtiger ist - ein nachhaltiges Wachstum mit einem stetigen Anstieg von Jahr zu Jahr erreichte. Dann schlug COVID zu. Der kommerzielle Flugverkehr wurde eingestellt. Nach der Einstellung des Airlink-Dienstes beauftragte die Regierung von St. Helena Titan Airways bis Juni 2021 auf Ad-hoc-Basis nur mit lebenswichtigen Flügen (medizinische Versorgung, Repatriierung und wichtige Mitarbeiter). Wenn Sie dachten, dass St. Helena schon vorher Probleme mit der Verkehrsanbindung hatte, wurde die Geduld der Inselbewohner in dieser Zeit wirklich auf die Probe gestellt! Ab dem Sommer 2021 wurden weitere neun Flüge geplant bis in den März 2022. Dieser Zeitplan mit etwa einem Flug pro Monat, gepaart mit den notwendigen Reisebeschränkungen und strengen Quarantäneprotokollen, um die Einschleppung von COVID-19 zu verhindern, führte zu einem drastischen Rückgang der Besucherzahlen. Es kamen fast keinen reinen Touristen mehr. Auch die Besuche von Freunden und Verwandten von Ascension, den Falkland Inseln und dem Vereinigten Königreich nahmen drastisch ab. Ein Reisekorridor zwischen Ascension und St. Helena hat wenigstens unsere Tourismusstatistik, insbesondere in der Weihnachtszeit, sehr gestützt. Wie vermarktet sich St. Helena jetzt und wie beschäftigen Sie sich, so (fast) ganz ohne Besucher auf der Insel? Nach der Schliessung von Enterprise St Helena - einer halbstaatlichen Einrichtung der Regierung von St. Helena, bis zum 31. März 2021 für den Tourismus auf St. Helena zuständig war - fallen die Zuständigkeiten für den "Tourismus und die Besucherinformationsdienste" jetzt in den Bereich "Nachhaltige Entwicklung" des Ressorts "Finanzen, Infrastruktur und nachhaltige Entwicklung" der Regierung von St. Helena. Während die Besucherzahlen offensichtlich stark zurückgegangen sind, haben wir uns in den letzten Monaten über ein arbeitsreiches Weihnachtsfest, über Aufträge von Vertragsarbeitern und zwei Besuche der Royal Navy gefreut. Ansonsten halten mich Produktentwicklung, Infrastrukturverbesserungen, fortgesetzte Marketing- und Werbemassnahmen, die Pflege und der Aufbau von Beziehungen zu lokalen und ausländischen Interessengruppen, die Bearbeitung einer überraschenden Menge von Anfragen und die Planung unserer eventuellen - aber wahrscheinlich schrittweisen - Öffnung ziemlich auf Trab. Das Tourismusteam besteht nur noch aus mir und meiner Assistentin Jane Roberts. Erfreulicherweise sind jetzt im Januar schon wieder die ersten Touristen auf der Insel, zwar nur vereinzelt, aber es ist ein Anfang! Die Regierung von St. Helena hat angekündigt, dass die AIRLINK-Flüge von/nach Südafrika im März 2022 wieder aufgenommen werden sollen. Bedeutet das auch, dass die Einreisebestimmungen für Touristen gelockert werden, insbesondere die derzeit vorgeschriebene Quarantänezeit von zehn Tagen? Im Januar 2022 ist St. Helena weiterhin COVID-frei. Es gab zwar eine Handvoll positiver Fälle mit geringen Symptomen, aber keine Ausbreitung in der Bevölkerung. Deshalb ist vor jeder Reise nach St. Helena ein PCR-Test nötig. Derzeit unterliegen alle aus England auf dem Luftweg ankommenden Personen einer obligatorischen zehntägigen Quarantänezeit. Bei Seeschiffen kann die Zeit auf See auf die zehn Tage angerechnet werden. Ab dem letzten Anlaufhafen muss eine mindestens 10-tägige Isolierung erfolgen. Auf einer kleinen Insel, wo die Regierung keine Maskentragpflicht oder Social Distancing-Massnahmen ergreifen musste, ist es uns entgangen, wie sich die Welt an neue Lebens- und Arbeitsweisen anpassen musste. Wir haben im Grossen und Ganzen wie gewohnt weitergemacht. Aber die Auswirkungen der stark gesunkenen Besuchereinnahmen haben viele lokale Unternehmen stark beeinträchtigt. St. Helena ist ein ganz besonderes Urlaubsziel ohne echte Strände und ohne Ferienanlagen. Was bewegt Touristen dazu, diese abgelegene Insel im Südatlantik zu besuchen? Viele Studien und Vergleiche mit anderen Inselzielen kommen zu dem Schluss, was die meisten von uns auf St. Helena bereits wissen: St. Helena ist nirgendwo anders zu finden. Wir sind kein Reiseziel für weisse Sandstrände, für „Fly and flop“-Touristen, also die sofort nach der Ankunft den Liegestuhl aufsuchen und einen Daiquiri bestellen. Um St. Helena schätzen zu lernen, muss man sich aufmachen und die Insel entdecken. Sie wird nicht einfach so zum Besucher kommen. Die Insel ist einzigartig, aussergewöhnlich, manche würden sagen, skurril. Aber für eine so kleine Insel hat sie auch so viel zu bieten. Die Bevölkerung ist super freundlich, ein wirklich sicherer Ort zum Leben, ohne wirkliche Wetterextreme - und ich bin sehr stolz darauf, die Insel mein Zuhause nennen zu dürfen. Warum lieben Sie St. Helena? St. Helena bedeutet Meerblick in alle Richtungen. In der einen Minute befindet man sich in einer wüstenähnlichen Landschaft, und ein paar Meter weiter ist man von sanften grünen Hügeln umgeben. Es geht um 360-Grad-Aussichten auf die Insel und den Atlantik in jede Richtung, vom endemischen Nebelwald am Diana's Peak. Es geht um atemberaubende Ausblicke auf die Milchstrasse bei Nacht. St. Helena, das ist der Klang der Meereswellen, die sanft gegen die Felsen oder die Schiffsrümpfe klatschen; ein Schiffshorn, das in der Bucht ertönt; Pfadfinderhörner und -trommeln bei traditionellen Umzügen; eine Mischung aus Country, Reggae, Rockballaden der 90er Jahre und modernen Chart-Hits; Vögel, die bei Sonnenuntergang in den Bäumen nisten und zwitschern; und das lockere Geplapper des St. Helena-Dialekts, der Menschen, die sich auf der Strasse grüssen, und der Kinder, die frei und fröhlich spielen. Ich liebe die Stille, die Ruhe und das Leben inmitten der Natur. Matthew Joshuas 23 Gründe, wieso man St. Helena besuchen sollte, finden Sie hier. Was ist aus den touristischen Anbietern geworden, die in der Vergangenheit Touristen empfangen haben? Wie haben sie die letzten zwei Jahre überlebt (oder haben sie überlebt)? St. Helena war vor dem COVID ein junges Reiseziel. Wir waren, was den Rennsport betrifft, kaum aus den Startlöchern gekommen. Da viele Unternehmen erst 2017 mit der Eröffnung des Flughafens ihren Weg im Bereich der touristischen Dienstleistungen gefunden hatten, mussten viele von ihnen mit dem Besuchereinbruch wegen COVID ihr Angebot ändern, weiter diversifizieren, oder ihren Betrieb ganz einstellen oder mindestens einmotten. Diejenigen Unternehmen, die in der Lage waren, ihr Angebot zu diversifizieren, oder die bereits eine Vielzahl von Geschäften betrieben, haben sich einen Vorsprung verschafft und werden mitgestalten können, wie der Tourismus aussehen wird, wenn wir anfangen, uns zu öffnen. Mit Blick auf die Zukunft und darauf, wie unser Tourismussektor aussehen wird, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die Unternehmen, die bereit sind, sich an neue Arbeitsweisen anzupassen (z. B. Diversifikation) und gleichzeitig in ihrem touristischen Angebot konsistent sind und ein von Reiseveranstaltern gewünschtes Serviceniveau bieten - z. B.: sich selbst vermarkten können, schnelle Reaktionszeiten haben, konsistente Öffnungszeiten haben, verfügbar, freundlich und flexibel sind, einen guten Kundenservice bieten, ein qualitativ hochwertiges F&B-Angebot bereitstellen, Provisionen anbieten und ihre Preise marktgerecht variieren, werden langfristig erfolgreich sein. Diejenigen, die Transport, F&B, Unterkunft, Touren usw. anbieten können, das heisst die lokalen „Destination Management Companies“, werden den Sektor zunehmend dominieren. Wenn sie alles aus einer Hand anbieten, wird es weniger Nachfrage nach anderen Tourismusdienstleistern geben, die die Lücken füllen, es sei denn, die bestehenden Unternehmen werden kreativ und beginnen, neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Diejenigen, die sich ihren Kundenstamm "aussuchen" und sich nicht anpassen, werden es schwer haben, im Geschäft zu bleiben. Wenn wir in den nächsten zwei bis drei Jahren keine signifikante Zunahme des Flugverkehrs sehen, um die Verluste bei den reinen Tourismuseinnahmen auszugleichen. Es wird ein sehr schwieriger und holpriger Weg zur Erholung sein. Die Zahl der Hotelbetten auf St. Helena ist sehr begrenzt. Nur das Mantis Hotel und das Consulate Hotel verfügen über eine nennenswerte Anzahl von Zimmern. Wie kann das einst kommunizierte langfristige Ziel von 30‘000 Touristen pro Jahr erreicht werden, wenn keine grösseren zusätzlichen Unterkunftskapazitäten in Planung sind? Mit der Tourismusstrategie 2012-2016 wurde angestrebt, bis 2021 jährlich etwa 6‘300 Besucher anzuziehen. Wenn dieses Ziel erreicht worden wäre, könnte die Insel durch den Bau von zusätzlichen Unterkünften bis 2032/33 schätzungsweise 30‘000 Touristen pro Jahr empfangen, unterstützt durch einen täglichen Flug auf die Insel. Das Ziel von 30'000 Besucher basierte auf 472 verfügbaren Zimmern mit einer durchschnittlichen Auslastung von 56 %. Es wurde eine Obergrenze für den Tourismus von 1‘500 Betten vorgeschlagen, wobei eingeräumt wurde, dass die Wachstumskurve sehr steil ist, die Ziele aber "unmittelbar erreichbar" seien. Die Zahl von 30‘000 wurde seit der Eröffnung des Flughafens viel geschmäht und missverstanden und verzerrt immer noch realistische Erwartungen und Tourismusziele, die nun durch die Pandemie noch weiter erschwert werden. Um Ihre Frage zu beantworten: Nein, die Realität sieht so aus, dass ohne eine schrittweise Erhöhung der Zimmerzahl - und zwar mit einem Mix aus verschiedenen Unterkunftsarten - die Entwicklung des Tourismus auf St. Helena durch einen Mangel an Unterkunftsmöglichkeiten stark eingeschränkt wird. Wenn die Nachfrage wieder steigt, hoffe ich, dass die Privatwirtschaft Möglichkeiten für die Bereitstellung von Unterkünften erkennt. Erfreulicherweise hat das mit 30 Zimmern grösste Hotel, das 4-Sterne-Hotel Mantis, angekündigt, im September 2022 wieder zu öffnen. St. Helena ist im Vergleich zu den meisten anderen Inseln in der Karibik oder im Indischen Ozean, wo der Tourismus bereits eine etablierte Branche ist, noch ein sehr junges Urlaubsziel. Wo sehen Sie den Bedarf an zukünftigen Investitionen, um die Erwartungen der modernen Besucher zu erfüllen? Ganz sicher in den Unterkunftssektor und in verstärkte Marketingaktivitäten. Auch eine bessere Internet-Anbindung, die mit dem neuen Glasfaserkabel in den nächsten zwei Jahren kommen wird. Daneben gilt es aber auch, unsere lokalen Dienstleister weiterzuentwickeln, damit sie ein authentisches und nachhaltiges Erlebnis bieten können - ein Erlebnis, das man nicht vergisst, das man wiederholen kann und von dem man seinen Freunden und Verwandten erzählen oder nach einem Besuch eine gute Bewertung abgeben möchte, was zu weiteren Besuchen anregt. Die grösste Herausforderung bei der Entwicklung der touristischen Produkte, Dienstleistungen und Märkte auf St. Helena besteht darin, eine nachhaltige Identität zu schaffen, die die natürlichen und menschlichen Werte der Insel schützt und aufwertet. Die Einheimischen müssen davon überzeugt werden, dass sie mit dem Tourismus/mit den Besuchern Geld verdienen können, damit sie hinter der Tourismusstrategie stehen und die Entwicklung des Sektors vorantreiben. Ausserdem wurde zum ersten Mal eine bedeutende Arbeit zur Definition der "Marke St. Helena" geleistet. Dies ist sehr ermutigend und wird die weiteren Marketingbemühungen stark unterstützen. Die Insel bietet eine Fülle und Bandbreite an kulturellen und historischen Attraktionen, sowohl bauliche als auch natürliche, die in spektakuläre Landschaften eingebettet sind. St. Helena verfügt zwar über ein attraktives Produktepalette, die auf einer Fläche von nur 123 Quadratkilometern konzentriert ist aber auf dem Weltmarkt noch weitgehend unbekannt und im internationalen Vergleich nur schwer zu erreichen ist. Die Qualität der touristischen Infrastruktur bleibt hinter internationalen Standards zurück. Die Herausforderungen, die sich stellen, wenn es darum geht, ausreichende Investitionen anzuziehen und qualitativ hochwertige Unterkünfte zu entwickeln, die Insel auf einen Anstieg der Besucherzahlen vorzubereiten und gleichzeitig die empfindlichen ökologischen, sozialen und kulturellen Werte zu schützen, stellen ein komplexes und allumfassendes Paradigma dar. Paradoxerweise könnten jedoch gerade die Eigenschaften, die die Entwicklung einer tourismusorientierten Wirtschaft behindern - die Abgeschiedenheit der Insel, die Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit, das Fehlen gross angelegter Erschliessungen - die grössten touristischen Trümpfe der Insel sein, wenn sie effektiv vermarktet werden. Es ist bekannt, dass Kreuzfahrtpassagiere pro Tag erheblich mehr ausgeben als ein normaler Tourist, der auf der Insel bleibt. Wie sieht Ihre Strategie für den Besuch von Kreuzfahrtschiffen aus? St. Helena hat in der Vergangenheit grosse Kreuzfahrtschiffe wie die Queen Elizabeth 2 oder die Queen Mary 2 willkommen geheissen. Bei mehr als 2‘000 Besuchern, die die Inselbevölkerung kurzfristig um 50 % erhöhen, wird die Aufnahme von Schiffen dieser Grösse und die Gewährleistung eines positiven Besuchererlebnisses jedoch zu einer Angelegenheit, bei der ein erheblicher Teil der Inselbewohner Dienstleistungen erbringen muss. Dies ist logistisch unhaltbar, wenn wir regelmässig grosse Kreuzfahrtschiffe aufnehmen wollen. Zwar gibt es in der Ruperts Bay neben der Hauptstadt Jamestown eine kleine Anlegestelle, doch ist diese auf den Frachtverkehr ausgerichtet und nicht auf die Beförderung von Kreuzfahrtpassagieren im grossen Stil. Kreuzfahrtschiffe ankern in der Regel draussen in der Bucht, und die Passagiere werden über eine Gangway und ein Tenderboot-System hin- und hergebracht. Raue See kann eine Herausforderung darstellen, und der Kapitän muss dann entscheiden, ob es sicher ist, an Land zu gehen. Es gab schon Situationen, in denen sich die Insel auf den Besuch eines Kreuzfahrtschiffes vorbereitet hat und die Passagiere aufgrund der Wellen nicht an Land gehen konnten. Das ist sehr enttäuschend für die Passagiere und die Tourismusdienstleister. Ich persönlich bin der Meinung, dass Kreuzfahrtschiffe mit bis zu 150, vielleicht bis zu 200 Passagieren auf einmal das Beste aus St. Helena herausholen. Die Aufteilung dieser Gruppengrösse in kleinere Gruppen, die gut auf der Insel aufgenommen werden können, die Berücksichtigung einer kleinen Anzahl von qualifizierten Reiseleitern, die eine Vielzahl von Ausflügen und Aktivitäten anbieten, die Verfügbarkeit geeigneter Transportmittel, attraktive Verpflegungsmöglichkeiten und der Verkauf hochwertiger Souvenirs - all dies ist der Schlüssel zu einem positiven Erlebnis auf St. Helena und wird sicherstellen, dass die durchschnittlichen Tagesausgaben maximiert werden. Mit sorgfältiger Planung und in enger Zusammenarbeit mit dem Kreuzfahrtpersonal und den Akteuren auf der Insel können wir klein anfangen und schrittweise aufbauen. Eine Überschwemmung der Insel mit einer riesigen Anzahl von Kreuzfahrtpassagieren, die die Dienstleister der Insel überfordert, würde der Insel langfristig keinen Nutzen bringen. Es könnte sogar katastrophale Folgen haben, insbesondere in einigen Gebieten, in denen es empfindliche Lebensräume mit einer einzigartigen Flora und Fauna gibt. Herzlichen Dank für dieses ausführliche und aufschlussreiche Interview. Matthew Joshua, ausgebildeter Tourismus Manager, wurde auf St. Helena geboren. Er hat als General Manager die Eröffnung des ersten 4*-Hotels auf St. Helena organisiert und es anschliessend als General Manager für zwei Jahre geleitet. Anschliessend ging er ein Jahr auf Reisen mit dem Plan, anschliessend wieder nach St. Helena zurückzukehren und sein eigenes Restaurant sowie eine eigene „Destination Management Company“ zu gründen. Pläne, welche COVID zunichte machte. Nach Ausbruch der Pandemie leitete er für ein Jahr die Quarantänestation auf der Insel und arbeitet seit Mai 2021 als Leiter des St. Helena Besuchszentrums. Die südafrikanische Trade Winds Corporation hat am 7. Januar 2022 offiziell das für den Bau von bis zu 100 Villen vorgesehene Land in der Region Horse Pasture vom bisherigen Eigner Solomons übernommen. Die Region Horse Pasture ist eine der abgelegensten Regionen auf St. Helena. Man benötigt rund 3/4 Stunden mit dem Auto, um das nur vier Kilometer Luftlinie entfernte Jamestown zu erreichen. Die Trade Winds Corporation ist aber davon überzeugt davon, dass ihr Projekt alle weiteren Hürden auch nehmen wird. Gemäss der Lokalzeitung "St. Helena Independent" habe deshalb das Unternehmen alle anderen Unternehmensteile veräussert. Musterwohnungen wurden bereits 2018 in der Region von Alarm Forest gebaut. Da können zukünftige Bewohner sich ein Bild machen, wie es sich in den voraussichtlich zwischen CHF 650'000.-- und CHF 1'000'000.-- teuren Häuser wohnen lässt.
Bis aber die ersten Bagger auffahren werden, wird es so oder so noch länger dauern. Bevor nicht alle Reiserestriktionen auf St. Helena aufgehoben werden - speziell die aktuell nötige Quarantäne - geschehe gar nichts. |
AuthorUrs Steiner Archives
Oktober 2023
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