Nur weil eine Insel isoliert von der Aussenwelt ist heisst das noch lange nicht, dass immer alles friedlich verläuft: Zwischen dem 5. und 18. Oktober 2020 wurde die Polizei 71 mal angerufen. Während viele Anfragen oder Einsätze sich mit Bagatellen befassten wie einem unglücklich parkierten Auto, einem Auto ohne funktionierendem Rücklicht respektive mit einem Blechschaden, so sind durchaus auch ernsthaftere Einsätze zu verzeichnen: Die Polizei fand eine kleine Haschischplantage und musste in medizinischen Notfällen unterstützen. Aber auch zwei Anzeigen wegen sexueller Belästigung gingen ein. Ausserhalb des Berichtszeitraumes wird noch ein Feuer untersucht, das im beliebten Restaurant Anne's Place im Castle Gardens in Jamestown ausbrach. St. Helena ist eine wirklich schöne Insel mit ganz lieben Menschen - aber wie überall auf der Welt gibt es Licht und Schatten. Den aktuellen Wochenrapport der St. Helena Polizei findet man auf ihrer Facebookseite:
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Anfang November 2020 erscheint die vierte, überarbeitete Auflage von Bradt Travel Guides St. Helena Reiseführer (inkl. Ascension / Tristan da Cunha). In den Tourismus hat die Insel mit der Eröffnung des neuen Flughafens ja grosse Hoffnungen verknüpft. In der Zwischenzeit ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten und die fast vollständige Abkoppelung der Insel von der Aussenwelt aufgrund der COVID-19-Pandemie hat dem zarten Tourismuspflänzchen weiteren Schaden zugefügt. Es ist zu hoffen, dass die für Mai 2021 zum 200. Todestag von Napoleon geplanten Anlässe auch durchgeführt werden können, die im neuen Reiseführer von Bradt ebenfalls aufgeführt sind.
Der neue und nur in Englisch erhältliche Reiseführer ist für CHF 38.-- (inkl. Versandkosten) bei uns erhältlich. Ebenfalls können Sie bei uns die neue Landkarte von St. Helena im Massstab 1:25'000 bestellen (CHF 45.-- inkl. Versandkosten). Ihr Vorteil: Wenn Sie zu einem späteren Zeitpunkt bei uns eine St.-Helena-Reise buchen, rechnen wir Ihnen die Kosten dieser Bestellung an die Reisekosten an. Zur Bestellung klicken Sie hier. Dramtische Stunden am frühen Vormittag des 15. Oktobers 2020 im Südatlantik. Die «Geo Searcher» fischte nach Hummer vor der Küste von Gough Island, die zum Tristan da Cunha Archipel gezählt wird. Am frühen Vormittag rammte das Schiff einen Felsen. Ein massiver Wassereintritt im Maschinenraum und einer Krängung von 45 Grad nötigte die letzten Besatzungsmitglieder um 10:30 Uhr das Schiff zu verlassen, bevor es in den Fluten des Südatlantiks versank. Vier gut motorisierte Beiboote der «Geo Searcher», die zum Zeitpunkt des Unglücks bereits im Wasser an der Arbeit waren, schleppten die Rettungsflosse mit den 62 Geretteten im Konvoi zur 16 Kilometer entfernten Transvaal Bucht, wo sie nach vier Stunden eintrafen. Dort mussten die Geretteten mit einem Kran eine 50 Meter hohe Klippe hochgezogen werden, wo sie dann von Mitarbeitern der südafrikanischen Wetterstation empfangen wurden. Dies dauerte nochmals vier Stunden, bis die ganze Rettungsaktion um 19 Uhr beendet werden konnte. Das Unglück forderte - von zwei Leichtverletzten abgesehen - zum Glück keine Opfer oder ernsthaft Verletzte. Die Gestrandeten warten jetzt auf das von Kapstadt ausgelaufene Versorgungsschiff «SA Agulhas II», um sie wieder zurück nach Hause zu bringen. Ein Arbeitstag, den die Involvierten wohl nicht so schnell vergessen werden. Weitere Details und Fotos findet man hier.
Es soll niemand mehr meckern, wenn man mal eine halbe Stunde länger arbeiten muss, oder - noch schlimmer - vielleicht sogar mal an einem Samstag oder Abend im Einsatz stehen muss! Kapitän Adam Williams musste acht Monate (!) auf dem Versorgungsschiff der Insel St. Helena und Ascension ausharren, weil aufgrund von COVID-19-Reiserestriktionen keine Ablösung möglich war. Und Kapitän Williams ist nur einer von Tausenden von Seeleuten, die immer noch wie Gefangene auf ihren Schiffen die globale Wirtschaft am Laufen halten.
Sein Nachfolger darf sich aber auch gleich mit COVID-19 auseinandersetzen: Auf dem Weg von Kapstadt nach St. Helena hat eine Person an Bord grippeähnliche Symptome entwickelt. Nach der Ankunft auf St. Helena heute Sonntag ging mal zuerst gar nichts: Nur ärztliches Personal durfte an Bord um COVID-Tests durchzuführen. Jetzt wartet man (an-)gespannt auf die Resultate. Update: Es war falscher Alarm und das Leben konnte im gewohnten Rahmen weitergehen. Nur weil eine Insel abgelegen ist heisst das noch lange nicht, dass sie rückständig sein muss. So wird Tristan da Cunha von einem Co-Administratorenpaar im Jobsharing geleitet: Fiona Kilpatrick und Steve Townsend. Das verheiratete Paar wechselt sich seit Januar 2020 jeweils alle drei Monate mit der Aufgabe ab. Da man auf Tristan da Cunha zwangsläufig nie weit weg ist voneinander dürfte auch die quartalsweise rollende Übergabe problemlos funktionieren, so dass die aktuell 256 Bewohner*innen von diesem (im wahrsten Sinn des Wortes) Fels in der Brandung des Südatlantiks nie ohne Administrator/-in dastehen. Mit Fiona Kilpatrick ist übrigens auch zum ersten Mal eine Frau mit dieser Aufgabe betraut worden.
Das ehemalige Versorgungsschiff der Insel St. Helena, die «ST. HELENA», hat einen vielen Millionen teuren Refit erhalten. Das sich seit 2018 im Besitz von Extreme E befindende Schiff wird in seinem nächsten Leben Ausrüstung und Rennwagen der neuen elektrischen Off-Road-Rennserie befördern. Für 2021 sind Rennen in Senegal, Saudi Arabien, Nepal (da wird die Zufahrt mit dem Schiff allerdings eher schwierig), Grönland und Brasilien geplant.
Das Ziel der Extreme E-Serie ist es unter anderem, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Um den ökologischen Fussabdruck so gering wie möglich zu halten, fährt die «ST. HELENA» neu mit Marinediesel statt mit Schweröl. Der kleine Swimmingpool an Bord wurde durch ein kleines Labor ersetzt, damit während den Reisen auch wissenschaftliche Arbeiten erledigt werden könne. Zum Bericht über die "neue" «ST. HELENA» Auf Ascension Island ist das Militär als Auftraggeber dominierend. Aber wie auf Schweizer Panzerübungsplätzen, wo für die Biodiversität wichtige Flächen für Bodenbrüter entstanden sind, kann auch auf Ascension Island die Natur mit den (zugegebenermassen nicht massiv dominierenden) Militäreinrichtungen koexistieren. Eine gute Übersicht über Flora und Fauna (endemisch wie auch invasiv) findet man auf der Regierungsseite von Ascension Island
Vor kurzem hat das Schweizer Fernsehen eine recht aktuelle Reportage über St. Helena gesendet. Schon alleine wegen den zum Teil schönen Landschaftsbildern und dem eigenwilligen Jonathan, möglicherweise das älteste auf der Welt lebende Reptil, ist die Sendung sehenswert:
Wer einmal auf St. Helena war und eine Tour oder Stadtführung auf Sankt Helena gemacht hat, dürfte auch Basil George begegnet sein. Der pensionierte Schulmeister, der über Jahrzehnte Gästen die faszinierende Geschichte von St. Helena näher brachte, geht nun (mit 84!) endgültig in Pension. Das Reisebüro Magma Way Limited, das in den letzten Jahren von seinem Sohn Kevin geführt wurde, stellt seine Tätigkeit ein. Die ausbleibenden Touristen aufgrund der COVID-Pandemie haben Kevin dazu gezwungen, sich beruflich neu zu orientieren. Aber alle, die mal mit Basil unterwegs waren, erinnern sich gut an seine Live-Präsentation an der Jakobsleiter, wie die Jungs früher auf dem Geländer runtergerutscht sind. Basil, herzlichen Dank, dass du alle deine Gäste immer so freundschaftlich willkommen geheissen hast und ihnen dank deinem Wissen einen guten und tiefen Einblick in die Geschichte der Insel und der Saints gewährt hast!
Die Eröffnung des Flughafens auf St. Helena sollte der grosse finanzielle Befreiungsschlag sein, damit die Inseln längerfristig nicht mehr auf die finanzielle Unterstützung von England angewiesen wäre. So war wenigstens die Hoffnung als das Foreign & Commonwealth Office und das Department
for International Development einen doch namhaften Betrag für den Bau des Flughafens auf St. Helena sprach. Sagen wir es mal so, es funktioniert noch nicht ganz: Auch im angepassten Budget für das Fiskaljahr 2020/2021 über 48 Millionen Pfund stammen weiterhin gut 3/4 aus britischen Finanztöpfen. Darunter ist mit 2,5 Millionen Pfund eine COVID-19-Unterstützung der britischen Regierung enthalten aber auch 3,5 Millionen Pfund, damit der Flughafen auf St. Helena überhaupt in betriebsfähigem Zustand gehalten werden kann. Zum Vergleich: Im Fiskaljahr 2015/16 budgetierte das Department for International Development für das legendäre Versorgungsschiff RMS St. Helena Subventionen von 2,7 Millionen Pfund. |
AuthorUrs Steiner Archives
Oktober 2023
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